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Zecken: Borreliose erkennen & vorbeugen

Je nasser und wärmer das Wetter, umso zahlreicher die Zecken – Wie Sie Borreliose erkennen und wirksam vorbeugen – Alles Wichtige zu Symptomen, Risiken und Schutz.

Was ist Borreliose?

Borreliose – auch als Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit bekannt – ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Der Name geht auf die Städte Lyme und Old Lyme im US-Bundesstaat Connecticut zurück, wo die Erkrankung erstmals 1975 beschrieben wurde. Verantwortlich für die Infektion sind Bakterien der Art Borrelia burgdorferi, auch als Borrelien bezeichnet. Diese Bakterien gelangen durch den Stich infizierter Zecken in den menschlichen Organismus. In Deutschland besteht grundsätzlich überall ein Risiko, sich mit Borreliose zu infizieren – unabhängig von der Region. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch findet jedoch nicht statt. Laut Kristina Huber vom Institut für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München sind Betroffene daher nicht ansteckend. Die meisten Krankheitsfälle treten in den Sommermonaten Juni bis August auf.

zecken übertragen borreliose
Zecken können Borreliose Bakterien und FSME-Viren übertragen.

Wie kommt es zu einem Zeckenstich?

Zecken leben bevorzugt in hohem Gras, Sträuchern und im Unterholz. Sobald Menschen diese Bereiche betreten, etwa beim Wandern, Joggen oder Spazierengehen, können sich Zecken unbemerkt an der Kleidung oder der Haut festsetzen. Anschließend suchen sie gezielt nach warmen, feuchten und geschützten Körperstellen. Dazu zählen unter anderem Achselhöhlen, der Bereich hinter den Ohren, die Kniekehlen oder auch der Haaransatz. Nach dem Auffinden einer geeigneten Stelle sticht die Zecke mit ihrem Stechrüssel in die Haut und beginnt, Blut zu saugen. Dabei sondert sie Speichel ab, der betäubende Substanzen enthält – das macht den Stich zunächst schmerzlos. Zudem enthält der Speichel gerinnungshemmende Stoffe, wodurch das Blut besser fließt und Entzündungsreaktionen unterdrückt werden. So kann die Zecke unbemerkt mehrere Stunden saugen.

Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei einem Zeckenstich?

Nicht jede Zecke überträgt automatisch Borreliose. Nach Angaben von Prof. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung, tragen nur etwa 20 Prozent der Zecken den Erreger in sich. Selbst wenn eine infizierte Zecke zusticht, bedeutet das noch nicht zwingend eine Erkrankung. Laut Robert Koch-Institut entwickeln lediglich 0,3 bis 1,4 Prozent der Betroffenen nach einem Stich tatsächlich Symptome. Ein wichtiger Risikofaktor ist die Dauer des Saugakts. Die Borrelien befinden sich im Darm der Zecke und gelangen erst mit einer zeitlichen Verzögerung in die Blutbahn. Nach Angaben von Kristina Huber kann eine Übertragung frühestens vier bis sechs Stunden nach Beginn des Saugens stattfinden. Daher senkt ein frühzeitiges Entfernen der Zecke das Infektionsrisiko deutlich.

Typische Symptome einer Borreliose

Die Beschwerden bei einer Borreliose-Erkrankung sind vielfältig und treten nicht immer sofort auf. In einigen Fällen verläuft die Infektion sogar symptomfrei. Wenn Symptome auftreten, betreffen sie häufig die Haut, das Nervensystem, die Gelenke oder das Herz. Ein typisches Hautsymptom ist die sogenannte Wanderröte: ein roter Fleck, der sich drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich um die Einstichstelle bildet. Laut Prof. Erbguth sollte bei einer Ausdehnung über die Größe eines Zwei-Euro-Stücks ärztlicher Rat eingeholt werden. In selteneren Fällen entwickeln sich knötchenartige oder blaurote Schwellungen. Wenn das Nervensystem betroffen ist, spricht man von einer Neuroborreliose. Diese kann sich wenige Wochen bis Monate nach dem Stich mit brennenden Nervenschmerzen, Lähmungen und Missempfindungen wie Taubheit oder Kribbeln äußern. Auch Gesichtslähmungen und Hirnhautentzündungen (bei Kindern) sind möglich. Darüber hinaus kann Borreliose zu schubweise verlaufenden Gelenkentzündungen führen, vor allem an Knie-, Sprung- oder Ellenbogengelenken. In seltenen Fällen sind auch das Herz und dessen Reizleitung betroffen. Mögliche Folgen sind Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen.

Wann sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen?

Bei Verdacht auf eine Borreliose ist es wichtig, schnell ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Erste Anlaufstelle ist in der Regel die Hausärztin oder der Hausarzt. Bei Bedarf erfolgt ggfs. eine Überweisung an einen Facharzt, etwa einem Dermatologen oder Neurologen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika ist entscheidend, um schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Je schneller die Diagnose gestellt und therapiert wird, desto besser sind die Heilungschancen. In der Regel führt die antibiotische Behandlung zu einer vollständigen Genesung.

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Grundsätzlich lässt sich das Risiko eines Zeckenstichs durch vorbeugende Maßnahmen deutlich senken. Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen bietet zwar einen gewissen Schutz, ist bei sommerlichen Temperaturen aber nicht immer praktikabel. Daher empfiehlt Prof. Erbguth, vor einem Aufenthalt im Freien ein zeckenabweisendes Mittel (Repellent) auf die Haut aufzutragen. Nach Ausflügen in die Natur sollte man den gesamten Körper gründlich nach Zecken absuchen – insbesondere bei Kindern. Besonderes Augenmerk gilt den Achselhöhlen, dem Haaransatz, dem Bereich hinter den Ohren sowie Leisten und Kniekehlen. Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie zügig mit einer feinen Pinzette oder speziellen Zeckenzange entfernt werden. Dabei gilt: Die Zecke möglichst hautnah fassen und langsam herausziehen, ohne sie zu quetschen.

FSME und Borreliose: Unterschiede und Impfstatus

Neben Borreliose übertragen Zecken auch das FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Im Gegensatz zur Borreliose handelt es sich hierbei allerdings um eine virale Erkrankung. Die FSME kann Entzündungen der Hirnhaut, des Gehirns oder des Rückenmarks verursachen und verläuft mit einem zweigipfligen Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und neurologischen Ausfällen. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen, Lähmungen und Sprachstörungen kommen. Ein wesentlicher Unterschied zur Borreliose liegt bei der möglichen Impfung: Gegen FSME ist eine Schutzimpfung verfügbar, gegen Borreliose bislang nicht. Dennoch wird an entsprechenden Impfstoffen intensiv geforscht. Prof. Frank Erbguth weist darauf hin, dass in Zukunft ein Impfstoff verfügbar sein könnte.

Fazit

Borreliose ist eine ernstzunehmende bakterielle Infektion, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Besonders in den Sommermonaten sollten Menschen, die sich in der Natur aufhalten, vorbeugende Maßnahmen treffen. Dazu gehören das Verwenden von zeckenabweisenden Mitteln und das gründliche Absuchen des Körpers nach jedem Aufenthalt im Freien. Symptome wie Wanderröte, Nervenschmerzen, Gelenkbeschwerden oder Gesichtslähmungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Eine frühzeitige Diagnose und antibiotische Behandlung erhöhen die Heilungschancen erheblich. Da es bisher keinen Impfstoff gegen Borreliose gibt, spielt die Prävention eine besonders wichtige Rolle. Im Unterschied dazu schützt eine Impfung zuverlässig vor FSME. Zecken bleiben auch in Deutschland ein relevantes Gesundheitsrisiko – mit dem richtigen Wissen lassen sich jedoch viele Infektionen vermeiden.